Bist Du ein pünktlicher Mensch?
Oder erscheinst Du regelmäßig mit Verspätung zu Deinen Verabredungen?
Wie reagierst Du auf Verzögerungen, die andere verursachen?Erwartest Du, dass andere großzügig über Deine Verspätung hinwegsehen?Im ICE zwischen München und Frankfurt hatte ich heute viel Zeit und Gelegenheit über Pünktlichkeit nachzudenken.
Schon die Abfahrt in München verzögerte sich gut um zwanzig Minuten.
Brütende Hitze über München - drängelnde Menschen mit großem Gepäck am Bahnsteig und ein unglaublich langer Zug, der unrichtige Wagennummern anzeigte und den vielfach gesressten Passagieren das Einsteigen erschwerte, löste heftigen Unmut unter vielen Reisenden aus.
Kurz nach der Abfahrt - der Waggon war gut klimatisiert - bewegte sich der Schnellzug im Schritttempo vorwärts. Alle paar Minuten gab es eine Durchsage, dass mit weiteren Verzögerungen zu rechnen wäre, da es Schwierigkeiten mit einem Signal gäbe.
Beim ersten Halt (in Nürnberg) war die Abweichung vom Fahrplan bereits auf 58 Minuten angewachsen. Geübte Bahnfahrer in meiner unmittelbaren Umgebung schlossen jetzt Wetten ab und die allgemeine Stimmung im Großraumabteil stieg fühlbar.
Die Ursache für diesen abrupten Stimmungsumschwung lag an dem Versprechen der Deutschen Bahn, dass bei Überschreitung der geplanten Ankunftszeit von mehr als 60 Minuten ein Viertel des Fahrpreises zurück erstattet wird.
Die Reaktionen der einzelnen Mitreisenden fand ich sehr interessant:
Einige Menschen haderten, da ja 58 Minuten Verspätung nicht ausreichen um die Rückerstattung zu erhalten. Andere waren ganz gelassen und in freudiger Erwartung auf das "geschenkte" Geld, da die Bahn sicher noch die fehlenden zwei Minuten irgendwo verlieren würde. Ein sehr bahnerfahren aussehender Geschäftsmann mir gegenüber, erkundigte sich beim Servicepersonal, ob bei einer Verspätung von mehr als einer Stunde Sekt ausgeschenkt werden würde. In freudiger Erwartung fragte er mich: "...und? was sagen Sie zu der zu erwartenden Rückerstattung?" ...und war dann vermutlich schwer enttäuscht, da ich seinen Enthusiasmus nicht teilen konnte.
Da ich nicht in Eile und ganz entspannt war, sah ich die Verspätung locker und hatte auch nicht die Absicht, die Bahn zum Einlösen des Erstattungs-Versprechens zu bewegen.
Bereits in Würzburg war klar, dass die Verspätung nunmehr 63 Minuten betrug. (Die Durchsage von den Schwierigkeiten mit einem Signal wurden mittlerweile nervtötenderweise fast minütlich wiederholt) Der Jubel der Mehrheit der Fahrgäste im Abteil war groß und viele rechneten sich bereits aus, wie viel 25% vom Fahrpreis in ihrem individuellen Fall wohl wären.
...und tatsächlich erschallte eine neue Durchsage aus dem Lautsprecher, die den Reisenden eine Fahrpreiserstattung von einem Viertel des Reisepreises zusagte.
Kurz darauf erschien ein freundlicher Zugbegleiter und verteilte großzügig Antragsformulare auf Rückerstattung des besagten Viertels an die Fahrgäste, die das Bahn-Versprechen in klingende Münze einlösen wollten.
...und wie von Zauberhand verschwanden viele siegesgewisse Lächeln von den Gesichtern - und stattdessen machte sich ein mürrischer oder teilweise auch trotziger Ausdruck breit.
Wie ich bei meinem Gegenüber sehen konnte, war das Antragsformular sehr umfangreich (in Länge und Umfang vergleichbar mit dem Wahlschein der Europawahl) und wies eine Vielzahl an auszufüllenden Formularfeldern auf. (Geschätzte Ausfüllzeit ca. 30 Minuten).
Zudem sollte die Einlösung unmittelbar im Fahrgast-Center des Zielbahnhofs erfolgen (geschätzte Wartezeit bei der Vielzahl der Anträge etwa 60 Minuten).
...und so kam es schließlich, dass die Mehrzahl meiner Mitreisenden das Formular achtlos wegwarfen oder unverrichteter Dinge in die Aktentasche verschwinden ließen.
Ich denke, dass die Deutsche Bahn heute ganz viel Geld gespart hat.
Ich fahre nicht häufig mit der Bahn.
Eine Verspätung kann mich nicht aus meiner Ruhe bringen und ist für mich persönlich nicht wichtig.
Auch in meinem täglichen Alltag gibt es manchmal Ereignisse, die den Plan durcheinander werfen. ....und wenn ich mich verspäte bin sehr dankbar dafür, wenn ich auf Verständnis treffe. ...und das gleiche Recht gestehe ich auch der Deutschen Bahn zu.
Als störend empfand ich die häufigen Durchsagen, die immer wieder meine Konzentration auf die Probe stellten - und kontinuierlich versuchten mich aus meiner Entspannung heraus zu holen.
Mein Resümee:
Eine Bahnfahrt kann sehr witzig sein, selbst wenn es dabei zu außerplanmäßigen Verspätungen kommt.
Ich freue mich schon sehr auf das morgige UltraMind Training in Frankfurt, das wie immer pünktlich um 9.30 Uhr beginnt. - und wünsche Dir ein (ent-)spannendes und verspätungsfreies Wochenende.
Besser und besser,Gaba